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Wie kommen wir zum passenden Kinderprofil?

Die rumänischen Behörden erwarten detaillierte Aussagen zum Kinderprofil. Die jeweils aktuelle Vorlage, die ANDPDCA erwartet, erhaltet ihr von der zentralen Adoptionsstelle des Landsjugendamts.  

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Als Paar oder als Alleinstehende mit Kinderwunsch steht ihr vor einer fast unmöglichen Frage: Welches Kind könnt ihr euch nicht in eurer Familie vorstellen? Es ist eine Frage, die bei leiblichen Eltern von Schicksal und Genetik beantwortet wird. Ihr müsst euch selbst damit auseinandersetzen.

 

Unser erster, spontanter Wunsch für unser Kind: Gesund, am besten ein Baby, klug, hübsch.

 

Erst schrittweise näherten wir uns einem Profil, das sich an den Kindern orientiert, die im rumänischen Hilfesystem auf Eltern warten. Denn: Nicht ihr sucht euch ein Kind aus. Ihr bietet einem Kind ohne Eltern eine Familie.

 

Schauen wir uns also die verfügbaren Informationen über diese Kinder an:

Statistik: Anzahl der Kinder für die internationale Adoption

Stand 11.09.2023

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Geschlecht:

  • 1.956 Mädchen (41%)

  • 2.861 Jungs (59%)

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Alter

  • 0-2 Jahre: 24 Kinder (1%)

  • 3-6 Jahre: 568 Kinder (17%)

  • 7-13 Jahre: 3.425 Kinder (82%)

  • 14-17 Jahre: 800 Kinder (0%)

 

Geschwister

  • Alleine: 3.112 (65%)

  • 2 Geschwister zusammen: 1.292 (27%)

  • 3 Geschwister zusammen: 314 (7%)

  • 4 Geschwister oder mehr zusammen: 99 (1%)

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Quelle: Eigene Anfrage an ANDPDCA Nr. 29369 vom 11.09.2023

Alter, Geschlecht und Anzahl der Geschwister

Die Statistik zeigt:

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  1. Im Vergleich zu nur registrierten internationalen Adoptivbewerbungen im Jahr 2022 warten sehr viele Kinder auf eine Adoption. Falls es also zu längeren Wartezeiten beim Kindervorschlag kommt, liegt es daran, dass Wunschprofil und Profil der Kinder nicht zusammen passen. Wichtig: Jedes "Nein" zu einzelnen Krankheiten/Einschränkungen reduziert die Vermittlungschancen. Je offener euer Kinderprofil gestaltet ist, desto einfacher ist die Vermittlung.

  2. Kinder für die internationale Vermittlung sind mindestens drei Jahre alt. Solltet ihr euch ein jüngeres Kind wünschen, empfehlen wir euch die nationale Adoption oder Dauerpflege in Deutschland, denn eine Bewerbung in Rumänien macht dann einfach keinen Sinn. Gerade für Dauerpflege besteht ein großer Bedarf bei deutschen Jugendämtern.

  3. Ein Viertel der Kinder sollen mit einem Geschwisterkind vermittelt werden. Das ist dann der Fall, wenn es eine gesunde und positive Geschwisterbeziehung gibt, so dass die Trennung nicht im Sinne des Kindeswohls wäre.

 

Wir haben in der Phase der Überlegung absichtlich Freunde mit Kindern unterschiedlichen Alters getroffen, um für uns zu prüfen, welches Alter wir uns vorstellen können.

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Prüft auch, ob ihr euch Zwillinge oder Geschwister vorstellen könnt. Wir sind sehr glücklich, dass wir unsere zwei Mädchen haben, aber wir wollen auch nicht verschweigen, dass es um ein Vielfaches anstrengender ist. Eines ist sicher: Wenn ihr euch bereit erklärt, Geschwister aufzunehmen, sollte (mehr als sowieso) klar sein, dass sich beide Eltern in Erziehung und Haushalt einbringen.

Gesundheit

Der akzeptable Gesundheitszustand des Kindes wird genau abgefragt. Dazu gehören (u.a.):

  • Chronische Krankheiten

  • Geistige Behinderungen

  • Körperliche Behinderungen

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In diesem Bereich wollen wir euch folgende Informationen geben:

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  • Wenn ihr euch nicht absolut sicher seid, dass ihr etwas ausschließt, kreuzt lieber „ja“ an und schränkt euer „ja“ im Text der Bewerbung ein. Denn in Rumänien erfolgt zuerst ein Matching-Verfahren im Computer. Wenn ihr zum Beispiel „nein“ bei „chronisch krank“ ankreuzt, werden alle Kinder mit Neurodermitis (einer nervigen, aber behandelbaren Hautkrankheit, die ich selbst habe) ausgeschlossen, obwohl ihr daran beim spontanen „Nein“ wahrscheinlich nicht gedacht habt.

 

  • In Rumänien führt die Einstufung eines Kindes als „behindert“ zu höheren Zahlungen an die angestellte Pflegemutter. Dies ist ein Fehlanreiz, der zu falschen Zuordnungen als „behindert“ führt.

 

  • Für Behinderung gibt es in Rumänien vier Stufen (Details z.B. hier): leicht (usor), mittel (mediu), ausgeprägt (accentuat) und schwer (grav). Alle vier Stufen können vergeben werden, auch wenn keinerlei Einschränkungen der Aktivität und Teilhabe des Kindes festgestellt werden.

 

  • Bei der geistigen Behinderung werden Symptome als Behinderung gewertet, die auch durch das Trauma des Verlusts der Eltern oder den Wechsel der Unterbringung ausgelöst sein können. Sie sind somit nicht dauerhaft, sondern können sich wieder verbessern. Dazu gehören z.B. Agressivität, Depression, Hyperaktivität.

 

  • Körperliche Behinderungen sind ebenfalls nicht notwendigerweise dauerhaft, sondern können ggf. behandelt werden.

 

  • Von Lern- und Entwicklungsrückständen ist bei den Kindern im rumänischen Hilfesystem grundsätzlich auszugehen. Unsere Erfahrung ist aber, dass sie diesen Rückstand sehr schnell aufholen.

Geschichte der Eltern

Neben den Kriterien, die das Kind selbst betreffen, werden Fragen zur Geschichte des Kindes gestellt. Dabei geht es insbesondere erneut um die Gesundheit, z.B.:

  • Bekannter Alkoholkonsum in der Schwangerschaft

  • Bekannter Drogenkonsum in der Schwangerschaft

  • Behinderungen der Mutter oder des Vaters

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Dies ist ein Bereich, in dem je nach Kind, unterschiedlich viele Informationen vorliegen. Wir selbst haben beispielsweise Alkohol- und Drogenkonsum der Mutter ausgeschlossen, dann aber einen Kindervorschlag erhalten, der diese Frage nicht beantworten konnte.

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Grundsätzlich gilt: Die Folgen von Alkoholkonsum in der Schwangerschaft auf das Kind können drastisch sein. Beschäftigt euch deshalb unbedingt mit dem „Fetalen Alkoholsyndrom“ (FASD, Infos z.B. hier). Je älter das Kind ist, desto mehr kann zumindest eine schwere Gehirnschädigung auf Grund der Entwicklung des Kindes ausgeschlossen werden, auch wenn keine Angaben zur Mutter vorliegen.

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Zur Wahrheit gehört auch: Viele der Kinder im rumänischen Hilfesystem stammen aus Verhältnissen, die von extremer Armut und niedriger Bildung geprägt sind. Das Risiko, dass Alkohol konsumiert wurde, ist unseres Erachtens deshalb immer gegeben (und wahrscheinlich selten in den Profilen vermerkt).

Und wenn es doch nicht passt?

Das Kinderprofil bleibt eine schwierige Abwägung, bei der wir nicht in „eine Richtung“ beraten wollen.

 

Man steht immer in dem Dilemma, dass man auch schwer behinderten und älteren Kindern eine Familie wünscht, man selbst aber auch Grenzen hat. Die eigenen Grenzen müsst ihr ernstnehmen, denn ihr entscheidet euch für ein Leben mit eurem zukünftigen Kind.  

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Im Zweifelsfall habt ihr das Recht, einen Kindervorschlag abzulehnen. Das ist eine schwere Entscheidung, aber auch sie kann notwendig sein. Denn am Ende soll ein Kind eine Familie finden, die dem Kind gerecht werden kann.

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